Bad Homburg v. d. Höhe. Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern hat die Stadt Bad Homburg das integrierte Mobilitäts- und Verkehrskonzept (MoKo) 2035 erstellt. Das MoKo ist ein Vertiefungsbaustein aus dem integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK), der aufgrund der zahlreichen Rückmeldungen zum Thema Verkehr in Auftrag gegeben wurde.
„Auf Basis der beiden Hauptziele ,Emissionen reduzieren‘ und ,Erreichbarkeit sicherstellen‘ wurden sieben Leitziele entwickelt, denen insgesamt 51 Maßnahmen zugeordnet sind. Mit diesen Maßnahmen kann die Mobilität in Bad Homburg nachhaltiger und klimafreundlicher werden“, erläutert Oberbürgermeister Alexander Hetjes.
Die Ergebnisse aus dem Arbeitsprozess stellt der Fachbereich Stadtplanung
am Mittwoch, 18. Oktober 2023, ab 17:00 Uhr,
im Güterbahnhof, Horexstraße 1, 61352 Bad Homburg v. d. Höhe,
der Öffentlichkeit vor.
Ziele und Startermaßnahmen
Für Bad Homburg wurde neben dem Ziel, Emissionen zu reduzieren und damit zum Klimaschutz beizutragen, auch die Sicherstellung der Erreichbarkeit als Hauptziel und damit Grundlage des MoKo definiert. Daher werden in diesem Konzept alle Verkehrsmittel gleichermaßen berücksichtigt. Basierend auf diesen beiden Hauptzielen haben sich in einem öffentlichen Leitbildprozess sieben Leitziele herauskristallisiert, an welchen sich die Entwicklung der Mobilität in Bad Homburg künftig orientieren soll:
- Fußverkehr stärken
- Radverkehr fördern
- Bus und Bahn optimieren
- Neue Mobilität fördern
- Straßenraum attraktiv gestalten
- Pendel- und Wirtschaftsverkehre effizient gestalten
- Mobil mit dem Auto
Diese Leitziele stellen die strategische Zielausrichtung des Mobilitäts- und Verkehrskonzeptes für Bad Homburg dar. Die hierunter eingeordneten Maßnahmen wurden anhand von sechs Kriterien (CO2-Minderungspotential, lokale Wirksamkeit, Kostenrahmen, Realisierungszeitraum, Signalwirkung, Maßnahmenvoting) bewertet und priorisiert. Ergebnis dieser Priorisierung sind folgende zehn Startermaßnahmen, mit denen der Umsetzungsprozess gestartet werden soll:
- Agile Taskforce neue Mobilität
- Angebotsverdichtung E-Carsharing
- Einführung einer interbetrieblichen Mitfahrplattform im Gewerbepark Mitte
- Einrichtung von Mobilstationen
- Fahrradfreundliche Gestaltung der Hauptverkehrsachsen
- Neuordnung Dorotheenstraße und Löwengasse zugunsten der Nahmobilität
- Onlinekarte zum Umsetzungsstand des Radverkehrskonzepts
- Rad(schnell)wege zu den Nachbarkommunen
- Verbesserung des Verkehrsflusses auf dem Umgehungsring
- Verlagerung des ruhenden Verkehrs in die Parkhäuser
Vision für 2035: der „Bad Homburger Weg“ der Mobilitätsentwicklung
Die angestrebte Mobilitätsentwicklung bis 2035 ist im sogenannten Zielszenario „Bad Homburger Weg“ festgeschrieben. Im Ergebnis spielgelt der „Bad Homburger Weg“ einen Entwicklungspfad mit Maßnahmenvorschlägen wider, der sich an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger orientiert und in einem gemeinsamen Aushandlungsprozess mit Vertreterinnen und Vertretern aus Bürgerschaft, Politik, Verwaltung und zivilgesellschaftlichen Institutionen konsensual entwickelt wurde (Details zur Beteiligung s. Factsheet). OB Hetjes betont, dass der Begriff des „Bad Homburger Wegs“ keine Sonderform im Vergleich zu anderen Kommunen hervorheben, sondern den Weg der Bad Homburgerinnen und Bad Homburger hin zu einer neuen Verkehrsplanung darstellen soll.
Der „Bad Homburger Weg“ bildet dabei das Best-Case-Szenario in der Mobilitätsentwicklung ab. Sollte dieses eintreten, wäre aufgrund des allgemeinen Wachstums der Bevölkerung und der Arbeitsplätze in und um Bad Homburg zwar eine Steigerung der Fahrleistung des Kraftfahrzeugverkehrs um 3,5 Prozent im Vergleich zu 2020 die Folge. Durch eine deutliche Steigerung des Radverkehrsanteils und einen hohen Durchsetzungsgrad von Pkw mit Elektroantrieb (ca. 42 Prozent) und die Annahme, dass Elektroautos nur noch mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen geladen werden, könnte gleichzeitig eine Reduktion der verkehrsbedingten CO2-Emissionen um ca. 39 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 2020 erreicht werden. Gerade mit Blick auf die von der Stadt Bad Homburg angestrebte Klimaneutralität im Jahr 2035 sollte die Realisierung dieses Szenarios daher das Ziel der Bad Homburger Verkehrspolitik und -planung sein.
OB Hetjes fasst zusammen: „Das MoKo erkennt die Besonderheiten Bad Homburgs, die verschiedenen Lebensstile und wie sie ihren Ausdruck in der Nutzung von Verkehrsmitteln finden, an, greift sie auf und verbindet sie zum ,Bad Homburger Weg‘“. Durch die Realisierung der vorgeschlagenen Maßnahmen ist es möglich:
- Mittels der Förderung des Umweltverbundes (Fuß, Rad, Bus und Bahn) den prognostizierten Anstieg des Kraftfahrzeugverkehrs abzufedern
- Die verkehrsbedingten Emissionen zu reduzieren mit dem Ziel Klimaneutralität 2035
- Zugleich dem Mobilitätsbedürfnis aller Verkehrsteilnehmenden zu entsprechen und alle Verkehrsmittel gleichberechtigt weiterzuentwickeln.
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Factsheet zur Entwicklung des MoKo
Wissenschaftliche Grundlage
Das MoKo wurde auf Grundlage des SUMP-Konzepts (Sustainable Urban Mobility Plan, bzw. Nachhaltiger urbaner Mobilitätsplan) erstellt, welches die Ziele der traditionellen Verkehrsplanung um die Verbesserung der Erreichbarkeit und Lebensqualität ergänzt. Das SUMP-Konzept ist eine auf wissenschaftlicher Basis entwickelte Leitlinie der EU-Kommission, um einen EU-weiten Qualitätsstandard für Mobilitätskonzepte zu etablieren.
Abschlussbericht und Kurzfassung für verschiedene Zielgruppen
Im Abschlussbericht, der mit fast 140 Seiten sehr detailliert und umfangreich ist, werden das Maßnahmenkonzept, der Szenarienprozess, die CO2-Bilanzierung und die damit verbundene Umsetzungsplanung erläutert. Der Prozess des Mobilitäts- und Verkehrskonzept wird fortlaufend evaluiert.
Damit sich Interessierte einen schnelleren Überblick verschaffen können, gibt es zusätzlich noch eine Kurzfassung. In dieser sind im Wesentlichen die Ziele des MoKo benannt und die Maßnahmen kurz beschrieben. Diese und weitere Hintergrundinformationen zur Bestandsanalyse und zur Beteiligung sind zu finden unter www.bad-homburg.de/moko.
Bestandsanalyse und Bürgerbeteiligung
Grundlage für das Integrierte Mobilitäts- und Verkehrskonzept 2035 war eine umfangreiche Bestandsanalyse und ein Beteiligungskonzept, durch das die Bürgerinnen und Bürger Bad Homburgs zu verschiedenen Zeitpunkten und auf verschiedenen Wegen involviert waren.
Die Bestandsanalyse bezieht zahlreiche Datengrundlagen ein, die sich direkt mit verkehrlichen Themen befassen, oder diese tangieren. Die in der Bestandsanalyse gewonnenen Informationen über das Verkehrssystem Bad Homburgs wurden zu jedem Verkehrsmittel als positive (Stärken, Chancen) und negative (Schwächen, Herausforderungen) Punkte dargestellt.
Die Bürgerbeteiligung wiederum wurde im gesamten Projektverlauf in verschiedenen Formaten umgesetzt:
- Zum Projektstart im Jahr 2021 wurde eine Befragung durchgeführt, bei der rund 1200 Haushalte und 2200 Pendlerinnen und Pendler zu ihrem Mobilitätsverhalten befragt wurden, um eine Einschätzung der Ausgangslage für das Mobilitätskonzept zu erhalten.
- Im November 2021 gab es einen Workshop im Kurhaus, zu dem alle Bürgerinnen und Bürger Bad Homburgs eingeladen waren, um gemeinsam mit dem Projektteam Leitziele zur Weiterentwicklung der Mobilität in Bad Homburg zu generieren und Ideen für konkrete Maßnahmen einzubringen.
- Weiterhin wurden im Laufe des Jahres 2022 sogenannte Umsetzungs- und Fachgespräche mit Teilnehmenden aus dem vorangegangenen Workshop sowie der Verwaltung und Politik durchgeführt, die der Konkretisierung der zuvor gemeinsam erarbeiteten Maßnahmenvorschläge dienten.
- Im Oktober 2022 gab es eine öffentliche Veranstaltung im Kurhaus, bei der der Arbeitsstand den Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt und mit den Anwesenden diskutiert wurde. Die Anregungen aus dieser Diskussion, der Wunsch nach mehr Mitsprache bei der Priorisierung der Maßnahmen wurde aufgenommen und durch das Maßnahmenvoting im Mai und Juni 2023 umgesetzt.
Szenarien-Entwicklung und CO2-Bilanzierung
Im MoKo wird die künftige Verkehrsentwicklung und ihr Einfluss auf die städtische CO2-Bilanz anhand verschiedener Szenarien betrachtet. Auf Grundlage eines detaillierten Verkehrsmodells wurde der verkehrliche Ist-Zustand für das Jahr 2020 simuliert sowie drei Zukunftsszenarien für 2035, die aufeinander aufbauen und jeweils mehr verkehrlich wirksame Maßnahmen enthalten. Dies sind:
- Prognose-Nullfall
- Referenzszenario
- Zielszenario „Bad Homburger Weg“
Im Abschlussbericht sind die zugrundeliegenden Annahmen dieser Szenarien, deren Zusammenhänge und die Ergebnisse der CO2-Bilanzierung genau erläutert.