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Baufortschritt an der Kläranlage Ober-Eschbach
Aktuelles – 13.02.2024

Baufortschritt an der Kläranlage Ober-Eschbach

Fahrzeughalle und Belebungsbecken in Arbeit.
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#badhomburg

Bad Homburg. Am 6. Dezember 2022 hatte der Nikolaus eine besondere Überraschung für die Bad Homburger Stadtbevölkerung im Gepäck: eine neue Kläranlage! Oberbürgermeister Alexander Hetjes und Projektleiter Dirk Herrmann führten die Planungen der Öffentlichkeit vor und setzten zum Spatenstich an. Das gesamte Bauvorhaben ist auf etwa sechs Jahre veranschlagt. Nun, nach gut einem Jahr, ist es an der Zeit für eine „Wasserstandsmeldung“.

 

Stadt im Wandel – das betrifft auch das Abwasser

Die Abwasseraufbereitungsanlage in Ober-Eschbach nimmt alle Abwässer und den Regen auf, die auf dem Gebiet der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe (außer Ober-Erlenbach) und dem Oberurseler Ortsteil Oberstedten anfallen. Die Anlage hat momentan eine Leistungsfähigkeit von 80.000 sogenannten Einwohnergleichwerten. Zukünftig soll die Leistungsfähigkeit auf ca. 95.000 Einwohnergleichwerte gesteigert und so die Basis geschaffen werden, sowohl dem Bevölkerungswachstum als auch möglichen Starkregenereignissen gerecht zu werden. Einwohnergleichwerte stehen für alle Abwässer der Bürgerinnen und Bürger und des Gewerbes.

 

Heute werden ca. fünf Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr gereinigt, geplant ist eine Steigerung der Kapazität auf sieben Millionen. Bad Homburg muss als Pendlerstadt zuzüglich zu den ca. 55.000 Einwohnerinnen und Einwohnern auch die rund 28.000 Einpendelnden pro Tag mitberücksichtigen.

 

Die alte Abwasseraufbereitungsanlage wurde 1948 gebaut und ständig weiter ausgebaut, ist aber an der technischen Leistungsgrenze in Sachen Quantität und Qualität angelangt. Die neuen Anforderungen ergeben sich zudem aus den gesetzlichen Vorgaben und den damit steigenden Umweltverbesserungen, insbesondere der Ableitung des aufbereiteten Wassers in den Eschbach. Die Aufgaben nehmen ständig zu, zum Beispiel durch Medikamentenrückstände und Mikroplastik. Die Bestandteile gilt es herauszufiltern, bevor diese über den Wasserkreislauf in Lebensmittel gelangen. Daraus ergibt sich, dass im laufenden Planungsprozess der Wasseraufbereitung ständig nachgebessert werden muss.

 

Dieser anspruchsvollen Aufgabe stellen sich das Team um Markus Philipp, Fachbereichsleiter Tiefbau und technischer Direktor der Stadtwerke, und Projektleiter Dirk Herrmann. Unterstützt wird die Stadt Bad Homburg von den Ingenieurbüros Dahlem und Sweco, der Hochschule Mittelhessen und der Technischen Hochschule Darmstadt. Die Valussi Projektberatung wurde zudem beauftragt, für die Abwasseraufbereitungsanlage und die damit verbundenen Anlagen ein Förderkonzept zu entwickeln und die finanziellen Aufwendungen für den Haushalt zu minimieren. Dazu sollen Mittel der EU, des Bundes und des Landes Hessen zum Einsatz kommen. Maßgeblich ist dabei, dass das Projekt modellhaft, skalierbar, übertragbar und nachhaltig ist.

 

Oberbürgermeister Alexander Hetjes führt dazu aus: „Mit einem Membranbioreaktor, der sich immer dem aktuellen Wasseranfall anpasst und einzelne Reaktorkammern zu- und abschaltet, wird der Energiebedarf optimiert. Durch den Aktivkohleeinsatz wird die Wasserqualität noch weiter verbessert. Damit entspricht die neue Abwasseraufbereitungsanlage Ober-Eschbach nicht nur den aktuellen gesetzlichen Vorschriften, sondern auch den neuen Vorgaben der EU zur Reinigung von kommunalen Abwässern.“

 

Klimafreundliche Wasser- und Wärmegewinnung

Philipp und Herrmann ergänzen: „Von den zukünftig sieben Millionen Kubikmetern Wasser können wir in der besten EU-Wassergüte als sogenanntes Klarwasser A ca. 500.000 Kubikmeter pro Jahr für Garten- und Landwirtschaft zur Verfügung stellen. Zudem wird es machbar sein, die Grünanlagen in Bad Homburg ausreichend, auch in Trockensommern, zu bewässern und umfangreich neue Grünanlagen anzulegen, die das Stadtklima positiv beeinflussen.“

 

An dem Ablauf der Kläranlage wird zudem eine Groß-Wärmepumpe zum Einsatz kommen, die dem Wasser Wärme entzieht. Damit wird dem Gewerbegebiet Massenheimer Weg über ein effizientes Wärmenetz ausreichend Wärme zur Verfügung gestellt und das Wasser in den Eschbach abgekühlt. In ca. 20 Jahren werden so rund 190.000 Tonnen CO2 eingespart. Damit leistet die neue Kläranlage einen maßgeblichen Beitrag zur Umsetzung des von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen Klimaschutzkonzeptes 2022 der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe bis 2035/2040 klimaneutral zu werden.

 

Zusammenfassend stellt Oberbürgermeister Hetjes fest: „Abwasseraufbereitungsanlagen übernehmen in den Zeiten des Klimawandels neue und bedeutende Aufgaben. Diesen Anforderungen muss sich die Stadt Bad Homburg stellen. Mit der neuen Anlage in Ober-Eschbach wird Bad Homburg diesem Anspruch gerecht und Modell für alle Abwasseraufbereitungsanlagen in Deutschland und Europa sein.“

 

Neue Fahrzeughalle

Die im Bau befindliche Fahrzeug- und Lagerhalle wird für die Lagerung von Ersatzteilen, Geräten und Maschinen, Unterstand für die Dienstfahrzeugen sowie Betriebsmittel benötigt. Sie wurde bewusst am Anfang der gesamten Baumaßnahme geplant und umgesetzt, damit die bisherigen Lagerflächen geräumt werden können. Die derzeitigen Lager befinden sich verteilt auf dem Betriebsgelände und stehen größtenteils im Baufeld der zukünftigen Maßnahmen.

 

Die Dachflächen der Halle werden mit Photovoltaikpanelen belegt. Die geschätzten Baukosten belaufen sich auf ca. 3,8 Millionen Euro. Aufgrund der schwierigen Marksituationen mussten Leistungen wie Heizung, Klima und Lüftung sowie Elektrotechnik mehrfach ausgeschrieben werden. Deshalb kann zum jetzigen Zeitpunkt die Fertigstellung noch nicht terminiert werden.

 

Die Fahrzeughalle hat eine Größe von 33 Metern x 15 Meter und ist 10 Meter hoch. Der Baubeginn war im Februar 2023; die bisherigen Baukosten liegen bei etwa zwei Millionen Euro.

 

Belebungsbecken

Mit der Errichtung der Baugrube für die Becken der biologischen Reinigung (Belebungsbecken) wurde Ende 2022 begonnen. In der Zwischenzeit wurden 22.600 Kubikmeter Erde ausgehoben und abtransportiert. Der Erdaushub wurde durch Proben analysiert und der weiteren Verwendung zugeführt, teilweise nach Frankfurt zur Blasius Schuster AG und teilweise in die Tongrube Ludwig Hirsch. Der Maßnahme des Aushubs und der Sicherung der Baugrube durch eine Bohrpfahlwand mit 287 Pfählen wurde im August 2023 beendet. Die Baukosten für die Baugrubenherstellung belaufen sich derzeit auf rund 3,5 Millionen Euro. Die Baugrube ist 56 Meter lang, 47 Meter breit und hat eine Tiefe von 8 Metern.

 

Nächster Bauabschnitt wird durch die Züblin AG vorgenommen. Sie hat in einem Vergabeverfahren den Auftrag bekommen den Rohbau der Becken herzustellen. Erste Schritte werden sein die letzten Zentimeter Erdaushub abzufahren, die den Untergrund vor dem Winter noch geschützt haben. Die Fertigstellung der Becken ist für Juni 2025 geplant. Die Leistungen umfassen neben den Rohbau- und Verfüllungsarbeiten auch die Arbeiten zur Errichtung einer Schaltwarte und eines Rohrkanals zum Anschluss an die technischen Gebäude.

 

Das weitere Vorgehen

Die nächsten Schritte auf der Großbaustelle werden sein: Rückbau der alten Lagerhalle und Baugrubenherstellung für das Technikgebäude 1 inklusive Rohrkanal zur biologischen Reinigung ab Ende 2024, Baugrube für das neue Betriebsgebäude ab voraussichtlich Mitte 2025.

 

Bildunterschriften:

1: Vor der Braugrube: (v.l.) Abwassermeister Sascha Kutscheid, Projektleiter Dirk Herrmann, Oberbürgermeister Alexander Hetjes, Frederik Sengl vom Ingenieurbüro Dahlem.

2: Oberbürgermeister Alexander Hetjes und Projektleiter Dirk Herrmann vor der neu entstehenden Fahrzeughalle. 

3: Eine aktuelle Drohnenaufnahme des Kläranlagenareals, links im Bild die Baugrube für die Belebungsbecken, rechts die neu entstehende Fahrzeughalle. (Foto: GeoMon)