Bad Homburg v. d. Höhe. Die Stadt Bad Homburg hat am Hindenburgring (Ecke Tannenwaldallee) eine Stele mit Informationen zur geschichtlichen und politischen Einordnung der Rolle des ehemaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg aufgestellt.
Paul von Hindenburg (1847-1934) hatte eine wechselvolle Bedeutung in der deutschen Geschichte, von der Heeresleitung im Ersten Weltkrieg über die Nachfolge Friedrich Eberts als deutscher Reichspräsident in der Weimarer Republik bis hin zur folgenschweren Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler 1933. Hitler erließ unmittelbar danach das Ermächtigungsgesetz, womit die Nationalsozialisten die Macht ergriffen.
Die Info-Stele gibt den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, sich mit der Rolle Hindenburgs im Verlauf der deutschen Geschichte kritisch auseinanderzusetzen.
Das Stadtparlament hatte sich Ende 2023 mehrheitlich auf die Aufstellung einer Info-Stele geeinigt, Text und Gestaltung wurden im Herbst 2024 durch die politischen Gremien beschlossen.
Der Wortlaut der Tafel:
Hindenburgring
benannt nach dem ehemaligenReichspräsidenten Paul von Hindenburg (1847-1934)
Straßen, die nach Paul von Hindenburg benannt wurden, stehen heute in der
politischen Diskussion. Dem ehemaligen Reichspräsidenten der Weimarer
Republik wird heute eine Mitverantwortung für die Wegbereitung der nationalsozialistischen
Menschheitsverbrechen zugewiesen.
Am 28.11.2024 beschloss die Stadtverordnetenversammlung der Stadt
Bad Homburg vor der Höhe mehrheitlich, die Bezeichnung „Hindenburgring“
als Straßennamen beizubehalten und eine Erklärungstafel anzubringen.
Paul von Hindenburgs Rolle im Ersten Weltkrieg und in der Weimarer Republik
Paul von Hindenburg, geboren am 2. Oktober 1847, durchlief zuerst eine Militärlaufbahn.
1911 trat er in den Rang eines Kommandierenden Generals in den Ruhestand.
Nur drei Wochen nach Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er am 21. August 1914
„reaktiviert.“ Nach Erfolgen über die russische Armee galt er als „Retter Deutschlands“
und erhielt zunächst das Oberkommando über alle deutschen Truppen an der Ostfront.
Am 29. August 1916 übernahm er zusammen mit Erich Ludendorff die Oberste
Heeresleitung.
Als zwei Jahre später die militärische Lage des Deutschen Reichs ausweglos und die
Niederlage unausweichlich wurde, forderten von Hindenburg und Ludendorff sofortige
Waffenstillstandsverhandlungen und die Errichtung einer parlamentarischen Regierung,
die nunmehr die Verantwortung für die Kapitulation übernehmen sollte.
Von Hindenburg gilt gleichzeitig aber auch als einer der Verbreiter der sogenannten
Dolchstoßlegende, mit der von der Niederlage des deutschen Heeres in den letzten
Kriegsmonaten des Ersten Weltkriegs abgelenkt werden sollte.
Verschwörungstheoretiker, darunter auch von Hindenburg, behaupteten, die Schuld
für die militärische Unterlegenheit des deutschen Heeres im Ersten Weltkrieg läge bei
einem angeblichen innenpolitischen Verrat von sozialdemokratischen, jüdischen und
kommunistischen Politikern, aufgrund dessen ein Waffenstillstand hätte akzeptiert
werden müssen.
Mit dieser Aussage schwächte von Hindenburg die junge Weimarer Republik, deren
demokratisch gewählter Reichspräsident er nach dem Tode von Friedrich Ebert von
1925 bis zu seinem Tod am 2.8.1934 war.
Machtergreifung der Nationalsozialisten, Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler
Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsidenten von Hindenburg den Vorsitzenden
der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und „Führer“ der
stärksten Reichstagsfraktion Adolf Hitler zum neuen Reichskanzler. Nur zwei Tage
später fand unter Hitler die Auflösung des Reichstages statt.
Am 23. März 1933 wurde durch den neu gewählten Reichstag die Verabschiedung
des Ermächtigungsgesetzes beschlossen, von Hindenburg unterzeichnete dieses
Gesetz.
Diese politischen Entscheidungen von Paul von Hindenburg waren entscheidende
Schritte für die Errichtung der NS-Diktatur.
Gründe für die Beibehaltung des Straßennamens „Hindenburgring“
Mit der Erklärungstafel soll eine kritische Auseinandersetzung mit der Person Paul
von Hindenburg sowie seine Rolle im politischen Kontext der 1930er Jahre aufrechterhalten
und weitergeführt werden.