Bad Homburg v. d. Höhe. „Zu den Hauptaufgaben des Archivars gehört das Wegwerfen.“ Was bei Außenstehenden Verwunderung hervorruft, beschreibt plakativ eine der Kernaufgaben der Archive: die Bewertung. Damit ist die Entscheidung darüber gemeint, welche der angebotenen Dokumente aufbewahrt und welche vernichtet werden. Eine solche Entscheidung ist endgültig und nicht zu korrigieren, da es sich bei den Schriftstücken, die zum Archiv kommen, in der Regel um Unikate handelt.
Mit Bewertungsfragen dieser Art haben sich die Mitglieder des Verbandes hessischer Kommunalarchivarinnen und Kommunalarchivare e.V. bei ihrer Herbsttagung befasst, zu der die Bad Homburger Stadtarchivarin Dr. Astrid Krüger am vergangenen Mittwoch in ihr Archiv in der Villa Wertheimber eingeladen hat. Als Referentin hat Monika Marner M.A., Mitarbeiterin der Archivberatungsstelle Rheinland in Brauweiler, den Vortrag „The good, the bad and the ugly – Bewertungskompetenz als Schlüsselqualifikation von Archivar*innen“ gehalten.
Gegenstand ihres Vortrags war, dass die Bewertung beziehungsweise Überlieferungsbildung die Kernaufgabe ist, die spezielle Kenntnisse und Erfahrung erfordert, die archivische Tätigkeit von anderen Verwaltungsaufgaben unterscheidet und letztlich in der alleinigen Verantwortung der Archivare liegt. Nicht zu bewerten ist also keine Option, denn alle folgenden Aufgaben bauen auf dieser auf. Und das gilt für die analoge Überlieferung genauso wie für die digitale.
Dem Verband hessischer Kommunalarchivarinnen und Kommunalarchivare e.V. gehören rund 100 persönliche und institutionelle Mitglieder aus ganz Hessen an. Die Kreis-, Stadt- und Gemeindearchivare treffen sich zweimal jährlich zum fachlichen Austausch. Dabei steht immer ein Thema im Mittelpunkt, dass alle gleichermaßen betrifft, sowohl die Mitarbeitenden großer Stadtarchive wie auch die zahlreichen „Einzelkämpfer“ in den kleineren Kommunen.