Bad Homburg v. d. Höhe. „Geschichte gleicht einem weiten Ozean. Wie Inseln, Länder oder gar Kontinente ragen Ereignisse und ganze Epochen aus dem Meer der Zeit heraus und prägen die Menschheit. Wo kann sich Bad Homburg dabei positionieren?“ Mit dieser malerischen Metapher führt Oberbürgermeister Alexander Hetjes in seinem Vorwort in den neuen Band der Reihe „Aus dem Stadtarchiv. Vorträge zur Bad Homburger Geschichte“ ein. Die neu erschienene 33. Ausgabe wartet mit vier literarischen Beiträgen auf, die sich mit herausragenden „Inseln“ aus den Weiten der Stadtgeschichte beschäftigen.
Harald Kandler: Paul Andrich und der Kunstkanal
Der erste Ankerpunkt liegt in der Zeit Landgraf Friedrichs II. Dieser ließ bekanntermaßen das Landgrafenschloss erbauen und legte durch die zwei Achsen der Louisen- und Dorotheenstraße auch den Grundstein für Homburgs städtischen Charakter. Weniger präsent im heutigen Stadtgedächtnis sind das Salzwerk, welches Friedrich erbauen ließ, und der „Kunstkanal“, der den Salinenbetrieb erst möglich machte. Der Archivar Harald Kandler geht dieser bemerkenswerten Ingenieursleistung der frühen Neuzeit von Friedrichs Hofbaurat Paul Andrich auf den Grund.
Barbara Dölemeyer: Hölderlin in Homburg – Spurensuche
Weiter geht die geschichtliche Reise in die Zeit Friedrich Hölderlins in Homburg. Historikerin Prof. Dr. Barbara Dölemeyer hat nicht nur nach Orten geforscht, an denen sich der Dichter in seiner knapp vierjährigen Zeit vor der Höhe aufgehalten hat, sondern auch zu den Menschen, mit denen Hölderlin in Kontakt stand: Neben seinem Freund Isaac von Sinclair gab es da auch etliche Regierungsbeamte, Pfarrer, Ärzte, Vermieter und Nachbarn. Dabei wird deutlich, wie sämtliche Beziehungen ineinandergreifen und sich zu einem faszinierenden Netzwerk zusammenfügen, das wesentlich dazu beitrug, Hölderlins literarische Genialität zur Entfaltung zu bringen.
Petra Luise Kämpfer: Italienische Oper in Homburg
Man kann in die südlichen Regionen Europas reisen, oder einfach das Flair des Südens zu sich holen. So geschehen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert, als im Zuge des Aufstiegs von Homburg zu einem renommierten Kurbad auch die italienische Oper im Taunus gastierte. Welch Feuerwerk an Emotionen das auslöste und was der in Bad Homburg allseits bekannte François Blanc damit zu tun hatte, erklärt Konzertpianistin Petra Kämpfer in ihrem Beitrag.
Ulrich Hummel: Die Einführung des Frauenwahlrechts vor 100 Jahren in Bad Homburg
Bevor das Schiff wieder im heimischen Hafen des Hier und Jetzt anlegt, begeben sich die Leserinnen und Leser noch in die Zeit der Weimarer Republik. Geschichtslehrer Ulrich Hummel skizziert in seinem Vortrag „Im ruhigen und feierlichen Ernst schritten sie zur Wahlurne“, wie Bad Homburger Frauen sich für ihr Recht auf Wahl und Mitbestimmung eingesetzt haben. Ein Rückblick auf einen Kampf für Freiheit und Gleichberechtigung vor rund 100 Jahren.
Nach diesen vier Vorträgen haben die Geschichtsreisenden nun wieder festen Boden unter den Füßen – und trotzdem bleibt sicher noch vieles im Vagen. Deshalb ist dieser auch nur einer von mehr als 30 Bänden aus dem Bad Homburger Stadtarchiv und weitere werden folgen. „Mehr über unsere Geschichte zu wissen, bedeutet, mit dazu beizutragen, das Schiff unserer Stadt in eine gute und sichere Zukunft zu führen“, so schließt Oberbürgermeister Hetjes in seinem Vorwort. Die Stadt Bad Homburg bedankt sich herzlich für die Beiträge der Autorinnen und Autoren.
Der 33. Band der Reihe „Aus dem Stadtarchiv. Vorträge zur Bad Homburger Geschichte“ umfasst 166 Seiten und ist mit 75 Abbildungen versehen, davon 41 in Farbe. Für zehn Euro kann er ab sofort im Stadtarchiv in der Villa Wertheimber, Tannenwaldallee 50, (Tel.: 06172 / 100-4140, E-Mail: stadtarchiv@bad-homburg.de), bei der Tourist-Info im Kurhaus, über die örtlichen Buchhandlungen in Bad Homburg sowie bei Amazon erworben werden.
Der Lesesaal des Stadtarchivs ist zu folgenden Zeiten geöffnet: Dienstag 9-16 Uhr, Mittwoch 14-19 Uhr, Freitag 9-12 Uhr.