Ohne die eingetretene Realität der Inflation von 2021/2022 zu ahnen, plante das Historische Museum Frankfurt seit 2018 eine große Sonderausstellung zur 100jährigen Wiederkehr der deutschen Hyperinflation von 1923. Der Vortrag beschreibt und illustriert die Konzeption und den historischem Hintergrund der Ausstellung.
Inflationen gab es schon immer in der Geschichte, nur hieß der Begriff lange Zeit „Teuerung“. Am Beginn der großen Inflation von 1923 stand die Finanzierung des Ersten Weltkriegs durch Kriegsanleihen und Gelddrucken. Ab 1919 stieg die Inflation in mehreren Wellen an. Schon Anfang 1920 hatte das Geld 95% seines Wertes verloren. Schließlich riss die Besetzung des Ruhrgebiets durch die Franzosen im Zuge fehlender Reparationsleistungen die Währung in den Abgrund. Ab August 1923, als der Dollar mehr als eine Million Mark kostete, verlor das Geld seine Funktionen in Wirtschaft und Gesellschaft. Der Staat selbst stand am Abgrund: Im Rheinland wollten Separatisten sich vom Reich lösen, und in München putschte der Abenteurer Adolf Hitler. Der starke Mann, der das Wunder der Rentenmark vollbrachte, war Gustav Stresemann (1878–1929). Eine Billion Mark wurde einer neuen Rentenmark gleichgesetzt. Das neue Geld hatte keinerlei reale Deckung, sondern begründete sich nur auf Vertrauen in die Zukunft und Verzweiflung über die Vergangenheit.
Frank Berger, Jahrgang 1957, hat Geschichte und Germanistik studiert und wurde 1990 an der Universität Hannover promoviert. Seit 1997 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand in diesem Jahr war er Kurator am Historischen Museum Frankfurt am Main, unter anderem zuständig für dessen Münzkabinett. Zuletzt kuratierte er dort die Sonderausstellung „Inflation 1923. Krieg, Geld, Trauma“.