Vom landgräflichen Wildpark zum bürgerlichen Ausflugsziel
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Vortrag in der Reihe „Aus dem Stadtarchiv. Vorträge zur Bad Homburger Geschichte“
Der Hirschgarten
Vom landgräflichen Wildpark zum beliebten Ausflugsziel
Referentin: Ulrike Koberg
Schon unter Landgraf Friedrich II. (1633-1708) gab es einen Tiergarten in der Nähe des Elisabethenstein, der zu Beginn der 1820er Jahre durch Landgraf Friedrich VI. zu einem Wildgehege umgewandelt wurde. Ein erstes Jagdhäuschen entstand. In diesem sogenannten „Pürschhäuschen“ wurde 1858 die erste öffentliche Gastwirtschaft eingerichtet. Ulrike Koberg zeigt in ihrem Vortrag die Geschichte des Hirschgartens auf. Sie beschreibt, wie das Wildgehege der Landgrafen zu einem Jagdplatz der reichen Homburger (Kur-) Gäste wurde und wie sich der Hirschgarten schließlich zu einem bekannten und beliebten Ausflugsziel wandelte. Eine besondere Attraktion war es bis zu den 1960er Jahren, dass die Tiere zutraulich zu den Besuchern kamen und so manches Kuchenstück von den Tellern der Gäste stibitzten. Zwischen 1962 und 1964 wurde das Gelände neu strukturiert. Oberhalb des Tiergeländes entstand ein neues Restaurant, das alte Gästehaus wurde abgerissen und für die Tiere wurde ein umzäunter Bereich geschaffen.
1898 erwarben der Frankfurter Bankier Julius Wertheimber und seine Frau Ketty den Gustavsgarten und ließen durch den Architekten Franz von Hoven eine prächtige Sommerfrische-Villa im Stil der Neorenaissance errichten. Die Familie Wertheimber gehörte in Bad Homburg zum Kreis der Honoratioren. Im Dritten Reich musste die Tochter des Ehepaars Wertheimber, Juliane Krahmer, das Anwesen unter Preis veräußern. Sie emigrierte nach Frankreich und starb 1940 nahe Paris. In den 1940er Jahren war kurzzeitig die Marinemusikschule Frankfurt in der Villa untergebracht, 1947 richtete der Verein Hirnverletzenheim eine Klinik darin ein. Nach einem mehrjährigen Restitutionsprozess wurde das Anwesen an die Erben von Juliane Krahmer zurückgegeben, die es der Bundesrepublik verkauften. Das Hirnverletztenheim wurde im Laufe der Jahre um Therapie- und Bettenbauten erweitert und zu einer namhaften Neurologischen Klinik ausgebaut. 2004 schloss die Klinik ihre Pforten. Im April 2011 erwarb die Stadt Bad Homburg das Anwesen. Heute befindet sich in der Villa das Stadtarchiv, das in einem Anbau das "Gedächtnis der Stadt" verwahrt. Urkunden, Akten, Bücher, Karten, Pläne, Fotos, Postkarten, Schallplatten, Filme und vieles mehr kann man zu festen Öffnungszeiten im Lesesaal einsehen. Vorträge, Führungen und Stöbertage ergänzen das Angebot zur Bad Homburger Stadtgeschichte auf vielfältige Art und Weise . Im Obergeschoss der Villa befindet sich die „Hölderlin-Wohnung“, in der Schriftsteller*innen und Forscher*innen auf Einladung der Stadt Bad Homburg kostenfrei wohnen können.