Chunqing Huang: "De profundis“, eine Ausstellung in der Englischen Kirche, dem Kulturzentrum in Bad Homburg
Die Ausstellung von Chunqing Huang, der Malerin aus Frankfurt am Main, widmet sich einer posthum erschienenen Schrift des Dichters Oscar Wilde. "De Profundis" ist das bittere Lebensresümee eines Mannes im ausgehenden 19. Jahrhundert, der sich von seinem Liebhaber verraten fühlt und zudem von der englischen Gerichtsbarkeit zu Unrecht verfolgt. Während der Ausstellung in Bad Homburg jährt sich der Geburtstag Wildes zum 170. Mal. Die Malerin betrachtet ihn als einen Besucher im Geist, dessen Klage, rekurrierend auf den 130. Psalm, auch heute noch Gültigkeit hat: In weiten Teilen der Welt werden Menschen wegen ihrer "sexuellen Orientierung", wie es jetzt in westlichen Gesellschaften heißt, weiterhin unterdrückt und verfolgt.
Der Text Wildes gilt als "offener Brief" und erschien zuerst und ungekürzt 1905 in Samuel Fischers Verlag in Berlin, heute S. Fischer in Frankfurt am Main - auf Deutsch! Die Malerin nennt ihre Widmungsausstellung ebenfalls "De profundis", und verknüpft damit den Ruf "aus der Tiefe" zu Gott mit dem verzweifelten Bekenntnis des berühmten und beliebten Dichters, der viel zu modern für seine Zeit war, und an der Rache der viktorianischen Gesellschaft zu Grunde ging. Dabei spielt die Funktion der Kirche als religiöser Ort englischer Kurgäste - zu Oscar Wildes Lebenszeit - eine Rolle.
Huang, zunächst ausgebildet an der Zentralen Akademie der Bildenden Künste in Peking, dann an der Städelschule in Frankfurt (in den Klassen von Hermann Nitsch und Wolfgang Tillmans), hat sich soeben diesseits des westlichen Kanons der Malerei einen einzigartigen Zugang erarbeitet, in dem sich Aneignung und Kommentar bisweilen bis zur Ununterscheidbarkeit decken. Darin liegt ein gewisses Geheimnis, das den Kunstwissenschaftler Wolfgang Ullrich zu der Äußerung verleitet hat, er erwarte von Chunqing Huang, "eine Universalgrammatik der Moderne zu bekommen".
"De profundis" in der Englischen Kirche wird eine bestimmte Betrachtung ihrer frei, aber präzise entwickelten Gemälde forcieren. Gleichzeitig wird Huang den Ausstellungsraum nutzen, um den Kontext zu Wilde zu elaborieren, zu Werk und Leben zugleich.
Die Einführungsrede hält der Schriftsteller und Essayist Ulf Erdmann Ziegler.
Vernissage am 11.10.2024 um 19 Uhr
Ausstellung vom 12.10. - 10.11.2024
Öffnungzeiten eine Stunde vor Beginn unserer Veranstaltungen, sowie Sa und So 11 – 14 Uhr